"Am Eigelstein es Musik, am Eigelstein es Danz …" – so heißt es im bekannten Karnevalsschunkler. Vor allem stehen am Eigelstein aber auch knapp 800 Jahre Stadtgeschichte. Die Eigelstein-Torburg ist Teil der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer und sie beherbergt das Wrack eines Rettungsbootes aus dem Ersten Weltkrieg.
Nicht umsonst ist die Eigelstein-Torburg eines der beliebtesten Touristenziele in der Stadt. Doch viele Besucher und auch Kölner wissen nicht, dass das Gemäuer bis heute weitaus vielseitiger genutzt wird, als man es von einem Denkmal erwartet.
Musik und Tanz werden im Karnevalsschlager versprochen, die Torburg löst dieses Versprechen ein. Seit den frühen 1990er Jahren wird dort gefeiert und musiziert. Der Verein "Eigelstein-Torburg e.V." vermietet die Räumlichkeiten für private Feiern und Veranstaltungen. Im Gemäuer zwischen den beiden Türmen haben bis zu 100 Personen Platz. Um dem Schutz des Denkmals gerecht zu werden, ist immer ein Veranstaltungsbetreuer vor Ort. "Viele Kunden stellen sich einen Anstands-Wauwau vor, aber das ist Quatsch. Unser Betreuer ist ein Ansprechpartner, der immer zur Stelle ist. Er schleicht nicht durch die Türme und sieht einem auch nicht über die Schultern", so der Vorstand des Vereins. Was in den gemieteten Räumlichkeiten erlaubt und nicht erlaubt ist, werde sowieso im Vorhinein geklärt. Außerdem seien die Türme heute so ausgebaut, dass im Normalfall nichts passieren könne.
Neben den wechselnden Gesellschaften hat die Torburg auch einen festen Mieter: Die "Offene Jazz Haus Schule" musiziert dort seit 1994 und veranstaltet regelmäßig Konzerte. Fünf Arbeitsräume, drei Veranstaltungsräume und ein Büro nutzt die Schule in der Eigelstein-Torburg. "Wir sind sehr glücklich, dass ein altes Stadttor heute so lebendig, positiv und vielfältig von den Kölnern und Kölnerinnen genutzt werden kann. Die Instandhaltung und Pflege des Denkmals fällt uns finanziell durch die Vermietung natürlich auch leichter", erklärt der Verein.
Eine Torburg, viele Möglichkeiten
Die Torburg wurde nicht immer so gut gepflegt wie heute, über die Jahrhunderte stand sie in vielerlei Diensten: Sie wurde als Festungsbau genutzt, war Zollstelle und Gerichtsgebäude. Sogar als Gefängnis für Militärsträflinge diente sie noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Es folgte eine Instandsetzung und eine erneute Umfunktionierung zum Naturhistorischen Museum und somit die erste Nutzung jenseits staatlicher Einrichtungen.
Doch nicht nur die Eigelstein-Torburg selbst ist eine Kölner Sehenswürdigkeit. Auch das an der Torburg installierte Rettungsboot ist vielen Kölnern ein Begriff, obwohl seine Geschichte eher unbekannt ist. Das Wrack des Rettungsbootes des Kreuzers "Cöln" hängt seit dem Ersten Weltkrieg im Tor. Zunächst hing es in der Durchfahrt, wo man es von beiden Seiten sehen konnte. Seit 1926 ist es auf der Stadtseite des östlichen Turms fest im Gewölbe verankert und schwebt über den Köpfen seiner Betrachter. Das Schiff ist ein Mahnmal und erinnert an die 379 Matrosen, die bei einer Seeschlacht im Ersten Weltkrieg auf ihrem Kreuzer "Cöln" ums Leben kamen.
Selbst ein Wrack will gepflegt werden
Auch wenn es sich um ein Wrack handelt – erhalten will und muss man es natürlich trotzdem. Derzeit sucht man nach einer Lösung, wie man das Wrack und den Anker nachhaltig vor Beschmutzung und Beschädigung schützen kann. Die Tauben verursachen den größten Schaden. Mitte August 2014 haben sich Vertreter der zuständigen Ämter der Stadt Köln mit Vertretern der "Offenen Jazz Haus Schule" und der Vorsitzenden vom "Freundeskreis der Fregatte Köln" getroffen und über die Problematik diskutiert. Derzeit erarbeitet das Amt für Denkmalschutz und -pflege einen Vorschlag für eine denkmalverträgliche Lösung.
Man kümmert sich natürlich nicht erst seit dem Jahr 2014 um das Wrack. Im Sommer 2007 musste der Kutter zur Restauration abgehangen werden und kam erst im Sommer des Folgejahres wieder an seinen Platz. Ihn wie in den 1920er Jahren neu zu platzieren, käme heute nicht mehr in Frage. "Die Genehmigung für einen solchen Eingriff in das alte Gemäuer würde heute im Traum niemand mehr erteilen, der Anker war das höchste der Gefühle", so der Vorstand des Vereins Eigelstein-Torburg. Gemeint ist der Heckanker, der 1996 seinen Weg vom Rathaus zur Torburg gefunden hat und fest im unteren Teil der Mauer befestigt ist.
Vom Museum zur Musik
Kein Wunder, dass man heute vorsichtiger ist, denn der Eigelstein hat einiges mitgemacht, nachdem das Wrack an der Torburg angebracht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren weite Teile des kölschen Veedels zerstört. Die Torburg dagegen überstand den Krieg relativ unbeschadet. Es gab einige Risse in den Mauern und der Wehrgang, das ist der obere Abschluss der mittleren Mauer, sowie der Dachausstiegsturm waren stark zerstört. Die Risse wurden schnell wieder instand gesetzt, der Wehrgang konnte erst im Jahr 1957 wiederaufgebaut werden. Die Reparatur des Dachausstiegsturms folgte erst im Jahr 1975. Während der Zeit des Wiederaufbaus diente die Torburg weiter als Museum. Hier entstanden die Anfänge des Kölnischen Stadtmuseums und des Museums für Angewandte Kunst.
Ende der 1980er Jahre war die Substanz der Torburg stark bedroht, da man sich jahrelang nur um partielle Instandsetzung bemüht hatte und nicht um das gesamte Denkmal. Deshalb musste sogar ein Gerüst angebracht werden, um Passanten vor herabfallendem Mauerwerk zu schützen. Ein neues Konzept für die heutige Nutzung als Veranstaltungsraum und Musikschule und schließlich die Sanierung von 1994 bis 1995 brachten uns das lebendige Denkmal, das wir heute haben. Und natürlich Musik und Tanz am Eigelstein.
Das Wrack im Eigelsteintor ist direkt nach dem Dom das erste Denkmal, das Stephi als Kind in Köln kennengelernt hat. Und wo sonst kann man sich schon unter ein Schiff stellen?